Stanis³aw Taubnenschlag , Als Jude im besetzten Polen, Krakau-Auschwitz-Buchenwald, Oœwiêcim 1997, ss. 168, 64 Bildungsschriften, Personenindex, Geographical index, ISBN 83-906992-1-4.


Stanis³aw Taubnenschlag (Stanley Townsend) wurde am 30. Januar 1920 in Krakau in einer jüdischen Familie geboren, die in einem regen Kontakt zu polnischen intellektuellen Kreisen stand und zahlreiche polnische Freunde und Bekannte hatte. Sein Vater, Rafa³ Taubenschlag, war schon vor dem Krieg ein bekannter Kenner des römischen und antiken Rechts, Professor und Dekan an der Jagiellonen-Universität in Krakau.

Stanis³aw Taubenschlag besuchte das Jan-III-Sobieski-Lyzeum in Krakau und studierte ab 1938 Jura an der Jagiellonen-Universität. Während der Okkupation lebte er unter dem falschen Namen Stanis³aw Koz³owski. Festgenommen in einem der Krakauer Cafés im Juni 1942, wurde er nach einem kurzen Aufenthalt im Montelupich-Gefängnis in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und nach einem knapp en Jahr nach Buchenwald versetzt. Er erlebte im April 1945 in Deutschland die Befreiung. Er emigrierte in die USA und ließ sich anschließend in Frankreich nieder. Er ist Doktor honoris causa der Universität in Tel Aviv.

 

Gazeta Krakowska, 22-23 März 1997

Es erhebt sich die Frage, ob 50 Jahre nach dem Kriegsende, nach der Publikation von mehreren Hundert von Büchern, die mit Holocaust und mit den Konzentrationslagern verfast werden waren, sinvoll ist noch eine Buch darüber zu schreiben. Wenn aber dieses ähnlich wie die Errinnerungen von Taubenschlag geschrieben wird, dann aus verschidenen Grunden ja. (...) Das von Author dargestellte Bild ist von der schwarz-weissen Konvention entfernt. Er kann nicht nur ehrliche Menschen, aber auch Schurhen unter der Deutschen und Polen, als auch unter Juden erkennen."

Jerzy Pa³osz

 

Fragmente der Memoiren:

“Am 17. Juni 1942 ging ich gegen zwei Uhr nachmittags ins Café "Noworolski" in der Dluga-Straße Kaffee trinken. Ich saß dort mit zwei Bekannten, Jablkowski, der bedeutend älter war (er mochte ca. 45 Jahre alt gewesen sein), und dem um einige Jahre jüngeren Dalewski. In meinen falschen Papieren stand geschrieben, daß ich 27 Jahre alt war. Wir spielten Schach, als zwei Männer in Zivil in Café kamen und die Ausweise kontrollierten. Das Café war fast leer. Ich und Jablkowski zeigten unsere Dokumente, die uns wortlos zurückgegeben wurden. Dalewski tastete nervös seine Taschen ab und erklärte, daß er seine Dokumente zu Hause gelassen hätte. Darauf guckte der Gestapo-Mann uns an und sagte, daß wir alle als Geisel für stattgefundene Sabotageakte festgenommen seien.

Mit Revolver vor der Nase wurden wir auf die Straße geführt, wo ein offener GestapoWagen wartete. Es wurde uns befohlen einzusteigen (...).

Am 19. Juni 1942 wurden die Häftlinge unserer und einiger benachbarten Zellen früher als üblich geweckt. Es mochte vier Uhr morgens gewesen sein. Nachdem wir uns angezogen hatten, führte man uns auf den Flur, nahm alle Dokumente weg und erklärte, daß wir "politisch verdächtig" wären. Anschließend führte man uns ohne Frühstück in den Hof und lud uns auf zwei LKWs. Wir mußten uns eng nebeneinander auf den Fußboden setzen. Jeder von uns hatte außer Kleidung noch einige persönliche Habseligkeiten.

Ich wurde zu einem der schlimmsten Kommandos geschickt, dem Industriehof, wo sich verschiedene Baustoffmagazine befanden. Mit vier Ziegelsteinen in den Händen mußte man an Kapos vorbei spalierlaufen, die die Rennenden mit Stöcken antrieben. So lief ich eine Stunde lang vom Waggon ins Lager und zurück. Auf einmal bekam ich einen starken Kopfschlag, daß ich beinahe das Bewußtsein verloren hätte. In dem Augenblick wußte ich, daß meine Lage bedrohlich war. Ich nutzte die nachlassende Aufmerksamkeit der SS-Wache aus und sprang in einen Waggon, in dem die Arbeitenden die Ziegelsteine zur Tür schoben. Zuerst wollten die dort arbeitenden Häftlinge mich vertreiben, um ihren Arbeitsplatz zu verteidigen, ich hatte aber keine Lust, kleinbeizugeben und den Waggon zu verlassen.

Ab und zu erlaubte uns die SS, nach dem Appell auf dem Gras am Block zu sitzen. An einem Abend wollte Zenek Rozanski mir nachweisen, daß ich ein echter Glückspilz sei. Er dachte sich einen Witz aus. Im Beisein meiner Kollegen stellte er mir eine Frage: "Hör zu, Staszek. Wenn ich dir nachweise, daß du in der besten Lage bist, läßt du dir dein Bein ausrenken?"

"Du kannst mich sogar am Arsch lecken, aber wenn es dir gelingt, da geb' ich dir vielleicht recht", entgegnete ich.

Zenek fuhr weiter fort: "Hier gibt's 40.000 Gojim mit nicht-jüdischem Kopf, stimmt's? Und unter diesen 40.000 mit nicht-jüdischem Kopf ist ein Goj mit jüdischem Kopf, nicht wahr?"

Ohne auf die Pointe des Witzes zu warten, suchte ich die Weite, er griff nach meinem Bein, und ich stürzte. Alle Kollegen brachen in Lachen aus, ich auch, weil Zenek mit seinem Witz ins Schwarze getroffen hatte.

Im August 1943 ging unter den polnischen Häftlingen das Gerücht herum, daß die Politische Abteilung in Kürze von allen Lagerinsassen, die einen polnischen Namen trugen, Angaben über Ort und Datum der Taufe verlangen würde. Der Befehl kam vom Gestapo-Chef aus Berlin, der von geheimen Informanten erfahren hatte, daß sich unter den polnischen Häftlingen in Buchenwald auch viele Personen jüdischer Herkunft befanden, die einen gefälschten Taufschein vorgelegt hatten. Auch hatten viele Polen dasselbe getan, um ihre echten Namen nicht preiszugeben. Diese Abteilung sollte sich an die Pfarrämter wenden, damit sie originale Abschriften der Urkunden schickten. Die Anordnung betraf auch mich direkt.(...) Ich verbrachte eine schlaflose Nacht mit den Überlegungen, wie ich mich aus dieser prekären Situation herauschwindeln könnte. (...)Am grauen Morgen kam mir eine Idee. Nachdem ich aufgestanden war, machte ich mich an ihre Verwirklichung".


English version  - "To be a Jew in Occupied Poland "
Polish version  - "Byæ ¯ydem w okupowanej Polsce"
Francaise version  - "Etre Juif dans la Pologne occupee"

Bibliografia